Seit einem Jahr eigene Pfade

Pfadfinderbund Mannheim erhielt eigenes Domizil am Distelsand

 

Beim Marsch durch die Institutionen fand der Mannheimer Pfadfinderbund den richtigen Weg und erreichte im Dschungel der Zuständigkeiten sein gestecktes Ziel: ein eigenes Domizil. Die Stadt Mannheim überließ den rund 130 Mitgliedern am Rheinauer Distelsand eine überflüssig gewordene Baubaracke. Ein dreiviertel Jahr wirkten die jungen Pfadfinder als Schreiner, Maler, Anstreicher und Dekorateure, jetzt strahlt die ehemalige Bauarbeiterunterkunft (ein großes Zimmer, Küche und Toilette) Behaglichkeit aus. In dem ersten eigenen Reich des Pfadfinderbunds - vorher traf man sich im Rheinauer Nachbarschaftshaus - finden vor allem die Gruppenveranstaltungen und die Sitzungen der verschiedenen Arbeitskreise statt.

Dem Namen nach gibt es den Pfadfinderbund erst seit einem Jahr. Die nicht-konfessionelle Jugendorganisation besteht freilich schon Jahrzehnte - als die Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar des Deutschen Pfadfinderbundes. Da jedoch die Mitglieder der örtlichen Gruppe in den letzten Jahren immer weniger mit der "autoritären Ideologie" ihres Dachverbandes zurechtkamen, beschlossen sie, künftig eigene Wege zu gehen.

Michael Fritz, der im Augenblick für den Mannheimer Pfadfinderbund die Geschäfte führt, erläutert: "Wir wollen einfach mehr Demokratie und Mitbestimmung, außerdem lehnen wir militärische Attitüde ab." Die Mannheimer Pfadfindergruppe trägt zwar noch ein gemeinsames Hemd, aber Kluftvorschriften oder Rangabzeichen hat sie abgeschafft. Als Mitglied hat sie sich nach ihrer Verselbstständigung dem Stadtjugendring angeschlossen. In diesem verband fühlen sich die Mitglieder "wesentlich wohler".

Die Mädchen- und Jugendgruppen - es gibt auch gemeinsame Aktivitäten - gliedern sich nach dem Alter auf. In der Regel werden die 10- 13jährigen, die 14- bis 17jährigen und die 18- bis 22jährigen zusammengefasst. Einmal wöchentlich treffen sich die einzelnen Gruppen - jetzt im Domizil am Distelsand - zum Heimabend. Gesang, Spiele und Basteln stehen im Vordergrund. Bei den Älteren kommen Vorträge und Diskussionsabende dazu. Die Gruppenleiter können sich in Seminaren weiterbilden - musikalisch wie auch pädagogisch.

Neben den Heimabenden bilden die Fahrten den zweiten Schwerpunkt im Clubleben. Einmal im Jahr geht es auf sogenannte Großfahrt. Irland und Griechenland waren in den letzten Sommern die Favoriten. Außerdem werden Lagerbegegnungen mit befreundeten Pfadfinderorganisationen gepflegt sowie Radtouren und Wochenendausflüge unternommen. Dafür steht beispielsweise eine Hütte am Dilsberg zur Verfügung.

In Rheinau hat der Pfadfinderbund nicht nur einen Treffpunkt, sondern auch seinen Mitgliederstamm. Das rührt von den Sommerferienspielen her, welche die Pfadfinder vor einigen Jahren in diesem Stadtteil organisierten. Über Nachwuchsmangel kann der Bund für junge Menschen nicht klagen. Neue Mitglieder sind dennoch willkommen - vor allem in den Kindergruppen. Wer mit dem Mannheimer Pfadfinderbund Kontakt aufnehmen möchte, kann sich an die Geschäftsstelle (Michael Fritz, Münchwälderstraße 11, Telefon 894571) wenden.