Verwitterte Schönheit in der Filsbach

 

Der Pfadfinderbund nennt ein altes Stadthaus im Quadrat G 7 sein eigen

 

Es ist genau das, was man eine verwitterte Schönheit nennen würde: Das Bundeshaus der Pfadfinder des PBM, des Pfadfinderbunds Mannheim, das in G 7 mitten in der Filsbach zwischen Kalter Gaß und Fliednerheim liegt. "Wir haben das Haus in unzähligen Baueinsätzen selbst renoviert", berichtet PBM-Kanzler Brasparts - bürgerlich Florian Malzacher, 22 Jahre alt. "Unsere Vorgänger haben das Gebäude 1985 erworben und seitdem richten wir es wieder her."

 

Der Kanzler - er ist für das Büro der 180 Mitglieder zählenden Jugendvereinigung zuständig - wohnt selbst mit einigen Bundesbrüdern und -schwestern auf dem Haus. Neben Werkstatt, Keller mit Gruppenräumen, Fotolabor und "Bundeswohnung" residieren noch einige alte Mieter und "Hauskünstler" Dietmar Brixy, der in G 7 seine Atelierwohnung hat, im Domizil der Pfadfinder.

Der PBM sieht sich selbst in der Tradition des Wandervogels und der freuen Jugendbewegungen aus den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts.

"Wer an Pfadfinder denkt, denkt oft erst mal an Tick, Trick und Track aus den Mickey-Maus-Heften", sinniert Malzacher. "Wir stellen aber die Fahrt in den Vordergrund", rückt Malzacher das Image der Mädels und Jungs mit blauer Kluft und Gitarre zurecht. Die Fahrtennamen spielen deshalb in dem Jugendbund eine große Rolle. "Wenn wir zusammen sind, soll das Alltagsleben in den Hintergrund treten", erklärt Brasparts den Sinn der Phantasie-Namen. "Oft weiß man überhaupt nicht, was sie bedeuten sollen", lächelt Brasparts.

Im Bundeshaus war dieser Tage Wohnwoche angesagt. Die Gruppenführerinnen und Gruppenführer sind in dieser Zeit Tag und Nacht zusammen, um sich besser kennenzulernen. Im großen Zimmer der Bundeswohnung sitzen sie - angetan mit blauer Jungenschaftsjacke und rot-weißen Halstüchern - um den Tisch, Aisha, Wicklow, Buka, Memó, Sietség und Djamila. Sie trinken Tee und Kaffee, Aisha macht nebenbei Hausaufgaben. Wohnwoche ist ein- oder zweimal im Jahr. "Öfter geht nicht, sonst gibt es totalen Stress mit den Eltern", erzählt die fünfzehnjährige Buka. Ohne festes Programm tauschen sich die Gruppenleiter untereinander aus, schmieden Pläne für die großen Fahrten im Sommer und werkeln am Bundeshaus. "Die Bundeswohnung haben wir gerade zuvor frisch renoviert", strahlen sie.

Rein formal gehört das Haus mit den acht großen Wohnungen einem Förderverein, der auch das finanzielle Risiko trägt. Frühere Pfadfindergenerationen, die mit einer kleinen Baracke auf der Rheinau und angemieteten Bundesräumen in der Nähe des Herschelbades vorlieb nehmen mussten, schlossen in den siebziger Jahren bereits erste Bausparverträge ab und machten sich Gedanken um die Finanzierung einer Immobilie. Das Anwesen in G 7 ist - wie man sich vorstellen kann - bis unters Dach mit Hypotheken belastet.

Wenn Brasparts und Wicklow, Aisha und Sietség, Memó, Djamila und die anderen längst nicht mehr als Jugendliche durchgehen, wird das Bundeshaus jedoch schuldenfrei sein.