Pfadfinder suchen neue Wege

 

Neubesinnung in Jugendarbeit gefordert / Stadthaus in U 4 eingeweiht

 

Die jungen Leute hatten allen Grund zum Feiern. Wenn auch ihr Traum vom eigenen "Bundeshaus" nicht in Erfüllung gegangen ist, so bietet das neue Stadtheim in U 4,6 den Pfadfindern doch recht gute Möglichkeiten, ihren handwerklichen und musischen Beschäftigungen nachzugehen. Zu einer kleinen Feier in den neuen Räumen waren neben Eltern und Freunden auch Nachbarn eingeladen; alle konnten sich davon überzeugen, dass es sich hier nicht etwa um wilde Horden handelt, sondern dass sinnvolle Jugendarbeit geleistet wird.

 

In Anwesenheit von Oberbürgermeister Wilhelm Varnholt, den Gemeinderatsmitgliedern Emilie Hucht (CDU), Albert Christ und Rolf Seltenreich (SPD), Frank Werthmann als Vertreter der F.D.P. und Volkmar Biniarz, dem Vorsitzenden des Stadtjugendrings, wurde das neue Zentrum des Pfadfinderbundes offiziell seiner Bestimmung übergeben. Gleich zu Anfang lieferte der seit Oktober bestehende Nachwuchs-Instrumentalkreis mit Mandolinen und Gitarren den Beweis, dass man auch ohne großen Aufwand und allzuviel Lautstärke wohlklingend musizieren kann.

Michael Fritz, Leiter des Pfadfinderbundes, verdeutlichte in eienr Ansprache seine Konzeption und ging auf die Situation der Jugend in unserer Gesellschaft ein. Die Jugendlichen erlebten immer mehr die menschlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Kosten des Wohlstandes. Der von Produktion und Konsum bestimmte Lebensrhythmus ersticke die Entfaltung von Persönlichkeit und Gemeinschaft. Dieser Zustand erfordere eine Neubesinnung besonders in der Jugendarbeit. Solche Forderungen sind unter anderem: Geborgenheit in der Gruppenarbeit, naturverbundenes und bewusstes Leben, handwerkliches und musisches Schaffen, Fahrt und Lager als Mittel der intensiven Selbsterforschung und Gruppenerfahrung.

Oberbürgermeister Varnholt gratulierte den Pfadfindern zu ihrem neuen Domizil, erinnerte sie an ihre Zeit als "Clochards", als sie sich unter Brücken treffen musste und bat sie, vor allem in Hinblick auf den Zustand der öffentlichen Kassen, mit ihrer jetzigen Bleibe zufrieden zu sein.

Anschließend stärkten sich die Gäste bei einem kleinen Imbiss und besichtigten die neuen Räume. In der Werkstatt - sie wurde mit einigen Einrichtungen übernommen und von den Pfadfinder fachmännisch und liebevoll hergerichtet - haben die Gruppen die Möglichkeit unter anderem auf einer Scheibe zu töpfern, sie können emaillieren und schreinern, im Fotolabor können sie ihre Bilder selbst entwickeln. Dass hier mit viel Phantasie und gar nicht so dilettantisch gearbeitet wird, bewiesen die ausgestellten Arbeiten. Im Gruppenraum finden die Treffen statt, wird Tee getrunken und alles Wichtige, wie etwa Fahrten und Lager, besprochen. 1982 bietet der Pfadfinderbund in Zusammenarbeit mit der Jugendförderung des städtischen Jugendamtes ein "Sommerferien-Lager" für Mannheimer Kinder ohne Zwang zur Mitgliedschaft an.