Zwölf Monate voll in Aktion

Innenstadt: Pfadfinderbund Mannheim lud zum Tag der offenen Tür ein

 

Reger Betrieb herrscht jetzt in G 7,41 beim Pfadfinderbund Mannheim. Hier, im ausschließlich von den Jugendlichen verwalteten Bundeshaus, konnten Eltern beim Tag der offenen Tür einmal sehen, was ihre Kinder über das Jahr so alles auf die Beine gestellt hatten.

Ein Besuch auf dem Handwerkerhof, ein Rhetorikseminar in Weil der Stadt, die grandiose Aufführung bei der Schultheaterwoche: Das und vieles andere hatten die verschiedenen Horten, so heißen die Gruppen im Mannheimer Pfadfinderbund sorgfältig für die Besucher dokumentiert. So beispielsweise auch den Abend mit Berry Westenburger, der schon im Juni letzten Jahren im Bundeshaus zu Gast war: Er berichtete von seiner eigenen bündischen Gruppe, die während des Dritten Reiches Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime geleistet hatte. Ähnlich reizvoll für die Jugendlichen war der Besuch von Professor Roland Eckert von der Universität Trier. Mit dem Soziologen und ehemaligen Bundesführer diskutierten sie über fremdenfeindliche Gewalt in Deutschland.

Gerade die älteren der knapp 100 Bundesmitglieder haben harte zwölf Monate hinter sich. In Eigenarbeit machten sie sich an die Renovierung von Haus und Hof. Auf letzteren war der jetzige Bundesführer "Brasparts" (23), der im bürgerlichen Leben Florian Malzacher heißt besonders stolz: Diesmal stieg das Fest auf frischen roten Klinkern und nicht mehr auf dem alten, maroden Beton.

Nicht ganz so offensichtlich, dafür aber um so wichtiger für den Erhalt des Bundeshauses waren die Arbeiten im Eingangsbereich des Gebäudes: Hier holten die Pfadfinder im Mai einen verrosteten Eisenträger aus dem Boden und gossen die Lücken mit Stahlbeton selbst wieder aus. Auf diese Weise kam der Förderverein der Pfadfinder, der den Jungs und Mädchen das Haus als Wohnstatt zur Verfügung stellt, mit Renovierungskosten von rund 12 000 Mark davon: "Richtige Handwerker", meinte Brasparts, "hätten wir uns niemals leisten können."

Auf dem Fest selbst unterhielten die zehn Hirten ihre Gäste mit Sketchen, Gesängen, einer Modeschau, einem experimentellen Diavortrag und natürlich mit Berichten über die vergangenen zwölf Monate. Die verschiedenen Zeltlager, die die Jugendlichen zum Teil nach Irland und Italien führen, machen einen wesentlichen Bestandteil des Bundeslebens aus.

Gegen Abend hab es dann allerdings einen Stimmungsknick: Mehrere Jugendliche waren in das Haus eingedrungen und begannen zu randalieren. Nach einem kurzen Einsatz der Polizei war der Spuk schnell wieder vorbei, dennoch: "Wir haben keine Ahnung, was die hier wollten", sinnierte Brasparts.