Sommer, Wind und Regen - der Pfingsttörn auf der Mytilus


Ankunft der "Nordland-fahrer" am späten Abend in Flensburg. Die "Nordlandfahrer", das sind drei Mädels des Ringes Chintomári und sieben Jungs des Dahner Rund. Als wir die Mytilus erreichen, ist mein erster Eindruck: "Oh je, da sollen 14 Leute drauf leben?". Egal, am nächsten Morgen, nach einer Mütze Schlaf und einem ausgebiegen Frühstück, wird der Hafen besichtigt. Die Mytilus hat ihren Liegeplatz in der Nähe des Museumshafens, in dem jede Menge interessante Schiffe liegen, die sich in unterschiedlichen Stadien der Restaurierung befinden.

Clemens
Clemens Foto: Shemesh

Noch am selben Tag findet die Einweisung unter Seppl´s strengem Auge in das Schiff statt. Es gibt jede Menge Seile, Segel und und und.... Aber nach und nach behält man die Begriffe, kann die Seile den Segeln zuordnern, und macht in Zusammen-arbeit mit den anderen das Richtige zum richtigen Zeitpunkt (meistens jedenfalls). Den ganzen Tag über regnet es immer mal wieder, es ist bedeckt und insgeheim hege ich eine Vision von 25 °C und wolkenlosem Himmel. Gegen achtzehn Uhr treffen Bettina, Uta und Dirk, der Rest der Schiffsführung ein. Es geht fast sofort los, doch aufgrund der bald anbrechenden Dämmerung geht die Mytilus nach ein paar Übungsmanövern kurz nach der dänischen Grenze vor Anker.

souri
Souri Foto: Shemesh

Inzwischen kommen alle mit dem Schiff und seinen speziellen Eigenschaften gut klar: das Klo, bei dem man fünfzehnmal mit und fünfzehnmal ohne Finger auf dem Verschluß im Schlauch pumpen und rückwärts "einparken" muss, die gemütliche Messe (Aufenhalt) mit der Pantry (Küche) in der man alles festbinden muss, damit bei Seegang nix abhaut, das Vorschiff, in dem wir schlafen und in dem sich oft die nassen Vorsegel und Fender befinden, so dass manchmal der eine oder ander Liter Kondenswasser von der Decke läuft, sowie das Deck. An Deck, das ist der Ort wo es am interessantesten und am nassensten ist, denn das Wetter hat sich keinen Deut gebessert. Es klingt vielleicht nicht so, aber es macht echt Spaß auch bei Regen und Wind zu zweit oder dritt so lange an den Fallen und Schoten zu reißen (Hooool die Piek! Hooool die Klau!) bis die Hände schmerzen. Nach zwanzig Minuten dann der nächste Schlag zum Kreuzen und alles nochmal.

Irgendwann machen wir dann in der Mündung des Alssund in Sønderborg an einem Industriekai fest. Zum Glück klart es abends auf, so dass wir noch ein bisschen durch Sønderborg laufen können. Überall ist Party, in einem Pub tanzten die Leute sogar auf Tischen. Morgens dann eine betrübliche Nachricht: Die Mytilus kann nicht ausslaufen, weil es zu stark weht. Zu Freude aller schwächt sich der Wind gegen Mittag ab; es geht unter Motor raus, bis dann endlich in einem anderen Teil des Sundes die Segel gesetzt werden können. Mit dem Wind immer noch hart an der Grenze geht`s richtig los: 20 Grad Schräglage lassen das Tagesgeschäft nicht unbedingt leichter von der Hand gehen, machen aber auf jeden Fall viel mehr Spass. Nachts liegen wir in Augustenborg, wo es Regen und Münzduschen gibt, die auch nach dem Einwurf einer Duschmünze nur kaltes Wasser von sich geben. Der nächste Tag bringt wettermäßig keine Änderung. Wir halten uns ran, die Mytilus muss heute abend wieder in Flensburg sein. Und wieder, 20 Grad, viel Wind, Regen, begeisterte Gesichter.

 

Blick vom Bug
Blick vom Bug Foto: Médoc

 

Gedanken: Morgen trennen wir uns. Eine Hälfte fährt zurück nach Mannheim, ich gehe mit den anderen noch ein paar Tage auf Fahrt. Was wird kommen, was wird bleiben? Die Ankunft im Museumshafen von Flensburg: schnelles Aufräumen, schneller Abschied; Wir kommen wieder.

 

 

von Shemesh